Dan Dan Mian!

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Endlich mal wieder ein Nudelgericht!

Und was für eines. Früher täglich in den Straßen Sichuans von mobilen Köchen lautstark feilgeboten (Threadtitel = Ausruf), heute weltweit in viel zu vielen Varianten bekannt. Meistens als vegetarisch angepriesen, mit gehackten Nüssen und Sesampaste und dergleichen mehr, hat es eigentlich nicht mehr viel mit dem alten, sehr viel einfacheren Gericht aus Sichuan zu tun. Hier also die traditionellen Dan Dan Mian. Ich halte mich praktisch streng an das Buch (Sichuan Cookery, by the way, mal wieder...), nur verdopple ich die Mengen an Chiliöl und Sichuanpfeffer. Hint: Mit dem Salz und den Sojasaucen muß man vorsichtig hantieren, das eingelegte Gemüse (Ya Cai) ist schon sehr, sehr salzig!

Zutaten:
360 g frische chinesische Nudeln (oder 240 g getrocknete)
Für die Sauce:
1 EL Schmalz oder Erdnußöl
4 EL Sichuan Ya Cai oder Tianjin eingelegtes Gemüse
3 Frühlingszwiebeln (nur das Grüne)
1 1/2 EL helle Sojasauce
1/2 EL dunkle Sojasauce
4 bis 6 EL Chiliöl (orig. ohne, ich nehm eines mit Flakes)
1/2 EL Chinkiang schwarzer Reisessig
1 bis 2 TL gerösteter und gemahlener Sichuanpfeffer
Für das Fleischtopping:
etwas Erdnußöl
120 g Schweinehackfleisch
1 TL Shaoxing Reiswein
2 TL helle Sojasauce
Salz zum Abschmecken

Zubereitung:

1. Das Schmalz oder das Erdnußöl im Wok auf starker Flamme erhitzen. Ya Cai (oder das eingelegte Gemüse) zufügen und für etwa 15 s pfannenrühren, bis es kräftig duftet. Beiseite stellen. Einen weiteren EL Erdnußöl im Wok stark erhitzen, dann das Hackfleisch zufügen und pfannenrühren. Wenn sich das Hack teilt, den Reiswein zufügen. Die Sojasauce und evtl. Salz zum Abschmecken zufügen. Weiter pfannenrühren, bis das Fleisch gut durch, aber noch nicht zu trocken gebraten ist. Beiseite stellen. Die F-Zwiebeln in feine Ringe schneiden.
2. Das gebratene Gemüse und alle anderen Saucenzutaten in eine große Servierschüssel geben und alles gut verrühren.
3. Nudeln nach Packungsanleitung kochen, dann abtropfen lassen und zur Sauce in die Schüssel geben, dann mit dem Fleischtopping bestreuen und sofort servieren.
4. Sobald die Schüssel auf dem Tisch steht, die Nudeln gut durchrühren, so daß Sauce und Fleisch schön gleichmäßig verteilt sind.
Alternativ: beginnend bei Schritt 2, Sauce auf Reisschüsseln aufteilen, dann in Schritt 3 die Nudeln auf die Schüsseln verteilen und jeweils mit etwas Fleischtopping bestreuen und 4. pro Person servieren. Das wäre dann echt Sichuanese-style.

Bilder:

01 - eingelegtes Sichuangemüse und gelbe Nudeln.jpg

02 - gerösteter Sichuanpfeffer.jpg

03 - Sichuanpfeffer gemahlen.jpg

04 - Sauce fertig gemixt.jpg

05 - eingelegtes Gemüse braten.jpg

06 - Hackfleisch braten.jpg

07 - Nudeln gekocht und abgeschöpft.jpg

So sollte es an der Tafel serviert werden
08 - Nudeln auf die Sauce, Fleisch oben drauf. ein bissel garnieren.jpg

Und so sollte es vor dem Essen schön vermengt sein
09 - auf dem Tisch dann alles gut vermengen.jpg

10 - so sieht das aus.jpg

11 - so auch.jpg

Stäbchenbild
12 - Stäbchenbild.jpg

das triefende Chiliöl :devil:
13 - das triefende Chiliöl.jpg

Wow! Das sieht zwar einfach aus, aber es duftet himmlisch und treibt einem spielend leicht den Schweiß auf die Stirn. Die Chilischärfe wärmt zusammen mit den heißen Nudeln sehr heftig. Aber am besten kommt m.E. der Geschmack rüber, den die Mischung aus Chinkiang Reisessig und Sichuanpfeffer erzeugt. Unvergleichlich!
 
So jetzt muss ich zum Asia mir was zum essen holen
Danke schön

Wird wohl nicht so gut sein wie das hier
Schaut klasse aus

:por_arr:
Robert
 
Moin Alex,

wieder eine tolle Wok-Geschichte :thumbup:

Bei den Bildern möchte man sofort eine Schüssel voll haben :lecker:

:prost:
 
gerne, gerne!
Es lohnt sich, macht das mal.
Guckt auch ruhig mal per Google Bildersuche nach Dan Dan Mian, is schon erstaunlich, wie unterschiedlich so ein einfaches Gericht aussehen kann.
 
Große Klasse, Alex, hat ja fast ein bisschen was von Spaghetti Bolognese jedenfalls im Aussehen, ebenso wie die "1000 Ants"...
 
Hi Meister Alex,

ich möchte das Rezept morgen Nachbauen, allerdings mit leicht angegrillten Lammfilets, die gerade im Kühlschrank schlafen.

Zu dem Chiliöl habe ich allerdings eine Frage.

Ich habe getrocknete Chilis mit teilweiser Höllenschärfe.

Was spricht dagegen, diese getrockneten in Erdnussöl anstatt des Chiliöls zu verwenden?

Oder ist das aus deiner Erfahrung keine Option zum Chiliöl?
 
Die Herstellung von Chiliöl ist denkbar einfach: ausgekochtes, verschließbares Glas, zerbröselte Chilis nach Gusto rein, weitere Gewürze nur wenn gewünscht, z.B. Salz und Knoblauch, Erdnußöl drauf. Das Ganze muß aber ne Weile stehen. Und dafür ist es jetzt evtl. etwas spät.

Deine Idee kannst du gerne ausprobieren. Du mußt dann damit rechnen, daß die Chilis noch sehr scharf sind und das Öl noch nicht würzig genug ist.

Du kannst aber auch folgendes machen: Laß das Öl in der kalt angerührten Sauce erstmal weg, nimm die entsprechende Menge Öl dann für das Anbraten des eingelegten Gemüses und pack da die Chilibrösel dazu. Füg das alles dann zur Sauce hinzu.
 
Ganz Herzlichen Dank Meister Alex,

werde das Chiliöl ansetzen und es vorher mit deinem Vorschlag versuchen.
 
So, hab mal das Chili-Öl-Rezept aus Sichuan Cookery herausgekramt.

Die meisten Leute in Sichuan (privat wie Restaurant) nutzen das Öl mit den Flocken, nur in feineren Läden wird das abgeschöpfte Öl verwendet. Es findet hauptsächlich in Rezepten mit kalten Sauchen Verwendung, aber auch in vielen Nudelgerichten (ja, siehe oben z.B. ;)) und für Dumplings.

Die hier angegebene Menge bezieht sich auf chao tian jiao, also die typisch sichuanesischen "Facing Heaven Chillies", die nicht so scharf, dafür aber vom Geschmack her einfach toll sind. Natürlich kann die Sorte wie die Menge je nach Gusto angepaßt werden.

100 g Chiliflocken, mit Samen
550 ml Erdnußöl
optional: ein Stück Ingwer, mit Schale, zerdrückt
noch optionaler: ein Stück Sternanis

1. Chilis (und den Sternanis, wenn benutzt) in ein verschließbares Glasgefäß geben, das groß genug ist (550 ml Öl!)
2. Öl (und den Ingwer, wenn benutzt) auf starker Flamme erhitzen, bis es rauchend heiß ist
3. Von der Flamme nehmen, Ingwer entfernen, Öl auf 120°C bis 130°C abkühlen lassen.

Die richtige Temperatur ist sehr wichtig. Nehmt ein Thermometer! Wenn das Öl zu heiß ist, verbrennen die Chilis, wenn es zu kalt ist, wirkt es nicht richtig. Wer frische Chilis benutzt, sollte allerdings mit 150°C heißem Öl weitermachen.

4. Öl über die Chilis gießen, alles ein bis zweimal durchrühren, dann an einem ruhigen Plätzchen abkühlen lassen. Dieses Chiliöl kann sofort benutzt werden, aber so richtig entfalten sich Duft und Würze erst nach ein paar Tagen. Verschlossen im Kühlschrank aufbewahren, hält dann eigentlich eine kleine Ewigkeit.
 
Und noch eine Variante. Die hab ich noch nicht gemacht. Diesmal aus dem Buch "the food of china":

50 g Chiliflocken
125 ml Erdnußöl
60 ml dunkles Sesamöl

ergibt etwa 200 ml

1. Chilis in ein hitzebeständiges Gefäß geben
2. beide Öle gemeinsam im Wok erhitzen (hier leider keine weiteren Angaben, also Vorsicht, nicht zu heiß, ich empfehle wie oben so 130°C)
3. Öl über die Chilis gießen, Dämpfe bloß nicht einatmen (das wiederum ist ein sehr guter Tip!)
4. Wenn abgekühlt, in ein verschließbares Glas geben und kühl stellen. Soll 6 Monate halten. Naja. Wer braucht denn für das bischen so lange ;)
 
Hi Alex,

nochmals Danke für deinen Input und deine Geduld mit uns :thumbsup:

Ich bin nun wieder einen kleinen Schritt weiter :whistling:

3 Teelöffel geschredderte Habaneros aus Eigenanbau sind drin, bekam beim Einfüllen schon einen heftigen Hustenanfall :hot:

ChiliÖl.jpg
 
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