Das unter 30 Stunden Brisket (Brustkern moist n tender)

bierwurst-franken

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In der Vergangenheit habe ich viele Brustzuschnitte verschieden zubereitet. Daher hier mal mein Ansatz mit einigermaßen Gelinggarantie.

Einigermaßen deßhalb, weil:

1. sichergestellt sein muss, dass der Smoker/Grill nicht zu heiß läuft (m.E. max. um die 100°)
2. Der Brustkern sich für Brisket am Besten eignet und dieser möglichst gleichmäßig gewachsen sein sollte...
3. Nicht jeder Metzger das gesamte Fett an der Brust belässt...

Vor einiger Zeit hatte ich eine stattliche Brust besorgt und auf nem OT bei Ratgar in Altenberge zubereitet. Dort hatte ich nach geschlagenen 24 Stunden Smoker heizen schlicht keinen Bock mehr, die Temperatur exaktest zu steuern. Also wurde das überschüssige Fett mit dunklem Bier und Rub zerlassen und das Brisket in einer Pfanne darauf gebettet. Seinerzeit wurde das Brisket komplett abgedeckt. Das Ergebnis war erstaunlich lecker.

Also nahm ich die nächsten paar Brisket-Vergrillungen als Optimierungsaufgabe und versuchte herauszufinden, wie das Ding nun am Besten wird -->

also Flat (der dicke große Muskel) mürbe und so zart, dass das gesamte Bindegewebe zersetzt ist und
das Point (der sehr flache Muskel oberhalb des Flat) seeeehr weich, aber kein Matsch ist.

Dies als Anspruch genommen, zeige ich hier mal auf wie es m.E. am Besten funktioniert:

Einen gut abgehangenen Brustkern von der Färse besorgen:
01 Brustkern.jpg

Das Fett gleichmäßig stark stehen lassen, Rest trimmen:
02 Brustkern trimmen.jpg

03 Brustkern trimmen.jpg

Damit der Rub sofort hält, nehmen viele Texaner Whiskey. Um nicht übertrieben proamerikanisch daher zu kommen, gibts Ron Varadero 7 anos als Basis. Als Rub ein sehr mildes Tango Spice von der Herberia:
04 Brisket Rub.jpg

05 Brustkern mit Rub.jpg


Die Mär, dass das Ganze nun bis zum Sanknimmerleinstag im Kühlschrank liegen muss, erspare ich euch. M.E. müssen solche Longjobs nicht marinieren (der Brocken kann also direkt auf den Pit), vorausgesetzt, die Gartemperatur jagt euch nicht durch die Decke und verbrennt den Rub - also sachte steuern!
06 Grill-Setup Brisket.jpg

Räucherholz dagegen vakuumiere ich sehr weit im Voraus 1x p.a. (im Bedarfsfall zieht man dann einfach einen Beutel gut durchgeweichtes Holz aus dem Hut und es kann los gehen).
07 Hickory.jpg

08 Kohlensetup.jpg

Sodann kommt der Braten auf den Rost, der Grill fährt ganz langsam (in meinem Fall ca. 2 Stunden) auf Arbeitstemperatur (ca. 100°) und ich habe Zeit, mich um die Brühe zu kümmern:
09 Brühe ansetzen.jpg

Im linken Topf liegt das Fett mit dem verwendeten Rub und wird soweit wie möglich zerlassen. Das härtere äußere Fett zerfließt dabei nicht vollständig. Nach einer Weile ein süßes dunkles Bier angießen (am liebsten nehme ich Kloster Scheyern Dunkel), nun ist es eben mal ein Andechser Doppelbock. Mit geschlossenem Deckel darf der Sud eine halbe Stunde köcheln. Danahc abkühlen lassen.
10 Bier angießen.jpg

Nach 8 Stunden schaue ich erstmals nach dem guten Stück und bereite das Setup für die Nacht vor:
11 Temperatur nach 8 Stunden.jpg

12 Kohlen fr die Nacht erneuern.jpg

13 Kohlen erneuert.jpg

14 Brisket einmalig gewendet.jpg

Am nächsten morgen nerven die sonst Mega-empfehlenswerten Eneloop-Akkus von Sanyo schon ein wenig. Die Batterien des Senders waren zusammengebrochen (oder Ihnen war schlicht zu kalt):
15 Eneloops zu kalt.jpg

Statt nun hektisch zum Grill zu rennen, um Klarheit zu schaffen, wurden erstmal die wirklich elementaren Dinge des Lebens erledigt - vollkommen zu Recht, denn 15 min. später:
16 Außentemperatur steigt - Eneloops melden wieder Werte.jpg

Vermutlich war den Batterien wirklich nur zu kühl, um die Spannung zu halten - obwohl sich diese pseudowissenschaftliche Erkenntnis natürlich nicht mit dem Datenblatt der Eneloops deckt....

Nun wusste ich wenigstens das schon wieder neue Kohlen fällig sind (nach ca. 19 Stunden):
17 zweiter Kohlenwechsel nach 19 Stunden.jpg


Jetzt kommt der große Auftritt der reduzierten Fett/Rub-Bier-Brühe. Ich habe diese Variante, wi schon oben oben beschrieben, aus der Not heraus getestet. So musste auch bei dieser Grillerei diese Schutzmaßnahme gezogen werden, denn:

- wir mussten den Ort des Geschehens verlassen, bevor Sonne auf den Grill schien und die GT damit in die Höhe gehen würde.
- wir waren für mind. 6 Stunden nicht vor Ort, um auf das Baby aufzupassen...

Eine große Ikea-Pfanne wird einfach angefüllt mit dem reduzierten Gemisch, das Brisket ruht auf den festen Fettpartien, sodass es nicht in der Brühe schwimmt.
Die Pfanne wird abgedeckt aber nicht vollständig verschlossen (einfach auf einer Seite einen Spalt Abstand zwischen Alufolie und Schüssel lassen) - denn das Teil soll bitte schön nicht kochen, dann wäre die Konsistenz dahin und nur beißfaule Lithogironten würden meinen, dass die Konsistenz taugt!

18 Porchierphase beginnt.jpg

10 Brisket abdecken aber nicht verschließn.jpg



Nach unserem Sauna-Ausflug war der Grill immer noch bei um die 100° am Werkeln, inzwischen waren ca. 29 Stunden seit Auflegen vergangen. Messen konnte ich mir an dieser Stelle sparen, wenn ein Brisket fertig ist, tenidert es, bei jeder Bewegung zu reißen....

Hier der Rest vom Fest:
19 Brisket nach ca 29 Stunden.jpg

20 Flat n Point trennen.jpg

21 Point cut off.jpg

Für mich Flat:
22 Italian Brisket-Pasta.jpg

Für Frau Bierwurst in Spe natürlich Point:
23 Brustdeckel für die Frau.jpg

Die enstehende Sauce ist im Übrigen sehr lecker - rich, sazzy, delightful!

Die Geschichte mit Flat n Point (falls es euch interessiert), erzählt euch das Virtualweberbulletin am allerbesten.

Zusammenfassend ist das meine Gelinggarantie für Brustkern, welche ich euch dringend zum Versuch ans Herz legen möchte.

Cheers.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verneige mich ehrfürchtig vor diesem Erfahrungsschatz!! :thumb:
Bis eben wusste ich nicht einmal, dass es an der Rinderbrust Flat und Point gibt . . . (der Beschreibung nach würde ich aber auch zu point tendieren . . . )
Bei meiner Metro-Klappspatenbrust gab´s immer nun oben und unten. :)

LG Rolf
 
Ich verneige mich ehrfürchtig vor diesem Erfahrungsschatz!! :thumb:
Bis eben wusste ich nicht einmal, dass es an der Rinderbrust Flat und Point gibt . . . (der Beschreibung nach würde ich aber auch zu point tendieren . . . )
Bei meiner Metro-Klappspatenbrust gab´s immer nun oben und unten. :)

LG Rolf

Danke Dir. Da ich hier noch keine fundierte Brisket-Diskussion gesehen habe (falls eine da war, ist sie mir prüfungsstressbedingt durchgerutscht), dachte ich, es wird mal Zeit für eine Doku.

Das Flat ist einfach der mürbere Part - wenn alles gut geht bei nem Brisket, wäre auch Omma stolz drauf... ( in diesem Fall ging alles erstaunlich gut und da Schwiegeroma in spe morgen anreist, wird gleich mal ein Feedback eingeholt - denn Gottseidank sind noch Reste da...)

Letztlich ist meine Message hier nur:

Gebt dem Brisket Zeit (wir haben schließlich keine Bullshit Wettbewerbsbedingungen, wo ein Brisket in 12 Stunden fertig sein muss).
Nutzt eher Temperaturen am unteren Ende des BBQ-Bandes (da sonst bei nicht absolut perfekten Cuts Trockenheit an den schmaleren Stellen droht.
Wenn ihr nicht jederzeit zur Stelle sein könnt, um die Temperatur konstant zu regeln, nehmt die Schüsselvariante, ohne den Brocken zu zerkochen.


Wenn einige diese grundlegenden Tipps beherzigen, hat sich die Doku schon gelohnt.

Grüße
 
Danke für disen schönen Bericht!:pir_arr:

Er hat mich total angesprochen, alles genauso nachzumachen.

Freu mich schon.
 
Ich bin baff :pirateerschreckt:
Genialer Bericht mit super Bildern. Und gespeichert.....
 
Fantastisch Andi...

Udo ( [MENTION=3]meatlover[/MENTION]; ) wir brauchn ein Hall of Fame Threat... :thumbup:

:prost:
 
Moin Andi,

eine Anleitung wie aus dem Lehrbuch :respekt:

Und das Ergebnis sieht zum Reinknien lecker aus :lecker:

:prost:
 
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