Abgoosht Yemen | Zhug | Hilbeh | Lachuch
Eigentlich war für die fällige Monatsaufgabe zum Thema Eintopf die BW Erbsensuppe geplant. Frei nach einem Rezeptemischmasch von Tim Mälzer und einem guten Freund von mir, der bei der Truppe Koch war (vgl. s. Erbsensuppen-Fred).
Da aber der der gute
@Hennes schon mit einem seeehr geilen Rezept von der Erbsensuppe in den Monat gestartet ist, kam mir der Kollege Zufall zur Hilfe.
Vor kurzem kam eine Wiederholung einer Folge Kitchen impossible, in deren Verlauf H. Molcho den guten Mälzer nach Niederösterreich geschickt hatte, um Abgoosht Yemen zu kochen. Hierbei handelt es sich um einen jeminitischen Rindfleischeintopf, der zusammen mit seiner Würzmischung Hawayej, den Dips Zhug & Hilbeh sowie dem Fladenbrot Lachuch zu einem der würzigsten Gerichte gehört, das ich jemals zubereitet habe.
Ich wollte es klassisch wie im TV über Feuer machen, aber das Wetter hat mir gestern einen derben Strich durch die Rechnung gemacht. Schnee, Hagel, Schneeregen und am Ende unmengen Regen haben mich das Projekt fast abbrechen lassen. Da aber alles vorbereitet war, habe ich es schlussendlich mit den Geräten durchgezogen die mir hier zur Verfügung stehen.
Fangen wir mal gaaaanz langsam mit der Gewürzmischung, dem Hawayej an.
Je 10 g Kümmel, Kreuzkümmel & Koriandersamen anrösten. Mit 5 g schwarzen Pfefferkörnern, 5 Nelken, 4 g Kardamomkapseln und 15 g Kurkuma im Mörser zerkleinern. Die Hülsen vom Kardamom raussuchen und ggf. die Samen wieder in die Mischung geben. 2 - 3 TL Salz noch mit drunter geben.
Vom MmV hatte ich ein sehr schönes Stück Rindernacken vom Chateau Boeuff, ca. 2 kg. Schön durchzogen, aber nicht nur fettige Anteile. Genauso wie ich es mir zum schmoren vorgestellt habe.
Das Fleisch trocken tupfen und in grobe Stücke säbeln.
Die Gewürzmischung darüber streuen, alles gut einmassieren und das Fleisch abgedeckt kühl stellen. Mindestens eine Stunde ziehen lassen.
Kommen wir zu den gemüsigen Beilagen dieses Gerichts. 3 große weiße Zwiebeln in Würfel schneiden.
4 Chilis waschen, halbieren, entkernen, Häutchen innen rausschnippeln und in feine Stücke schneiden.
Mit zu den Zwiebeln geben.
Von 1 kg Tomaten die Stängel entfernen, grob würfeln und ebenfalls zur Zwiebel-Chilimischung geben.
8 kleine Knobizehen schälen und im Küchenmopped fein hacken. NICHT zum anderen Gemüse geben, da der Knoblauch später separat eingerührt wird.
Dann wird es langsam Zeit fürs kochen. Aufgrund der katastrophalen Wetterlage bin ich auf den Gasgrill ausgewichen. Einen schönen großen DO heiß werden lassen und Gänseschmalz rein geben.
Die Rindfleischstücke scharf anbraten. Aber Vorsicht, durch die Gewürze entsteht ein Geruch der süchtig macht.
Das Fleisch mit einem Schöpflöffel rausnehmen. Der beim braten entstandene "Saft" bleibt im DO.
Das Gemüse (Zwiebel/Chili/Tomate) zum Sud geben und etwas rührbraten.
Nach ein paar Minuten geht alles mit dem Sud eine schlotzige Verbindung ein.
Gute 10 Minuten nach dem anbraten von dem Grünzeug darf auch noch der Knobi mitmachen.
Einen guten 1/2 Liter Wasser zugeben und alles noch mal 3 Minuten köcheln lassen.
Fleisch zugeben, Deckel auf den DO und ab geht's bei kleiner Hitze zum schmoren.
25 g frischen Koriander, 60 ml Olivenöl, 1 TL Kreuzkümmel, 1 Chili, 4 Knobizehen, je 1 EL Zitronensaft & Kräuteressig sowie einen gestrichenen TL Salz in einen Zerhacker geben.
Alles gut zerkleinern und solange drehen lassen, bis sich ein homogenes und würziges "Kräuterpesto", das sogenannte Zhug, gebildet hat.
Das Pesto in eine Schale abfüllen, den Zerhacker aber noch nicht reinigen. Stattdessen 2 TL Bockshornklee gemahlen, 70 ml Wasser, 1 gestrichener TL Salz, 1 EL Zitronensaft und 1 EL vom Zhug hinein geben.
Auch diese Mischung bis zu einer sämig, flüssigen Konsistenz "schreddern". Geschmack durch den Bockshornklee ist sehr bitter, dies ist aber so gewollt.
Für die Fladenbrote, das sogenannte Lachuch, 200g Hartweizengrieß, 300g Mehl, 700 ml lauwarmes Wasser, 1 Pckg. Trockenhefe, 1 TL Salz und 1 Prise Zucker in eine Rührschüssel geben.
Alles miteinander verrühren und den so entstandenen Teig 1 Stunde beiseite stellen und "gehen" lassen. Die Knethaken wurden für den Teig übrigens durch Quirlstäbe ersetzt. Klappt besser bei dem Teig
.
Nach 2 Stunden mal das Abgoosht Yemen kontrollieren und etwas Wasser nachfüllen. Aber nicht zuuu viel. Die letzte Stunde darf das Fleisch im DOpf dann ohne Deckel köcheln.
Weiter geht es mit dem Lachuch, dem Fladenbrot. Ich habe die Herdplatte bei einer 9er-Teilung am Regler auf Stufe 6 vorgeheizt. In eine gefettete, KALTE Pfanne kam dann eine Kelle voll Teig. Die Pfanne kommt dann erst auf den Herd.
Nach & nach bilden sich kleine Bläschen, die dem Lachuch ihr charakteristisches Aussehen geben.
Sobald die Bräunung beginnt aufpassen, das nichts verbrennt.
So dann Stück um Stück die Fladdnbrote im "Schwammdesign" ausbacken.
Nach insgesamt 3 Stunden darf das Abgoosht Yemen dann nach drinnen umziehen. Falls nötig noch mal mit P&S abschmecken, war hier aber üüüüberhaupt nicht vonnöten.
Das Zhug & Hilbeh auf den Tisch stellen und das Lachuch mit etwas Kräuter bestreuen und einen Zitronenschnitz dazu.
Unter dem Teller mit dem Brot befindet sich der eigentliche Star des Abends. Das Abgoosht Yemen. Noch bestreut mit etwas Koriander und Chili, für den, der es gerne scharf mag. Ein Schlag saure Sahne gab dann auch noch sein Stelldichein.
Natürlich musste ich auch die Dips probieren. Hier im Bild das klassische Zhug. Durch den Koriander sehr stimmig zum Gericht, erinnert mich sehr an eine etwas orientalische Art von Chimichurri. Würde ich auf jeden Fall jederzeit wieder so essen.
Kommen wir zum 2. Dip, dem Hilbeh. Das Zeug ist so bitter, daß ich mich wirklich schwer getan habe es zu probieren. Aber man kann nur mitreden wenn man auch probiert. Und was soll ich sagen? In Verbindung mit dem Abgoosht hat das Zeug mein Herz im Sturm erobert. Das passt so gut zusammen, das muss man erleben, erklären kann ich es nicht. So genial würzig, ich war & bin noch restlos begeistert.
Das Abgoosht selber weiß alleine schon durch seine Aromenvielfalt zu überzeugen. War bei der Würzmischung aber auch nicht anders zu erwarten. Das Fleisch war butterzart & saftig, ein echtes Träumchen.
Was bleibt am Ende? Ich bin froh, das Gericht gemacht zu haben. Auch wenn es definitiv mit zu einem der aufwändigsten Geschichten gehört die ich in letzter Zeit gemacht habe. Aber Geschmack, Fleisch und eine für uns eher fremde Küche machen das Gericht für mich zu einem absoluten Überflieger. Das wird bei Gelegenheit noch mal über Feuer nachgemacht, schlechter kann es dabei definitiv nicht werden. Vielen Dank an alle die für "Eintopf" gestimmt haben, für mich war es mal wieder ein echtes Abenteuer
.